Immer mehr Autohersteller entdecken das bidirektionale Laden als Schlüsseltechnologie der Zukunft.
Dabei kann ein Elektroauto nicht nur Strom aufnehmen, sondern auch wieder abgeben – etwa an das Haus (Vehicle-to-Home, V2H) oder ins Stromnetz (Vehicle-to-Grid, V2G).
Ziel ist es, Fahrzeuge als mobile Energiespeicher in ein intelligentes Stromnetz einzubinden.
Doch welche Hersteller setzen diese Technik heute schon ein – und wer plant sie in naher Zukunft?
1. BYD – Pionier mit integrierter V2L- und V2H-Technologie
Der chinesische Hersteller BYD gilt als einer der technologischen Vorreiter im Bereich bidirektionales Laden.
Nahezu alle aktuellen Modelle sind bereits für Vehicle-to-Load (V2L) vorbereitet – also das direkte Versorgen von Geräten über den Fahrzeugakku.
Darüber hinaus arbeitet BYD aktiv an Lösungen für Vehicle-to-Home (V2H), bei denen das Auto als Energiespeicher für Haushalte dient.
Besonderheit:
BYD nutzt eigene LFP-Batterien („Blade Battery“) mit hoher Zyklenfestigkeit – ideal für häufiges Laden und Entladen im bidirektionalen Betrieb.
2. Renault & Mobilize – Vorreiter in Europa
Renault ist einer der ersten europäischen Hersteller, der bidirektionales AC-Laden in Serienfahrzeuge integriert.
Der neue Renault 5 E-Tech Electric ist das erste europäische Modell, das V2G-fähig ausgeliefert wird.
Gemeinsam mit der Tochtermarke Mobilize testet Renault derzeit, wie ganze Fahrzeugflotten als dezentrale Energiespeicher genutzt werden können.
Ziel:
Fahrzeuge sollen überschüssigen Strom aus Solaranlagen aufnehmen und zu Spitzenzeiten wieder ins Netz einspeisen – ein wichtiger Schritt zur Netzstabilisierung.
3. BMW – Vehicle-to-Grid mit Premiumanspruch
BMW arbeitet aktiv an Vehicle-to-Grid-Projekten, bei denen Fahrzeuge wie der BMW iX3 und der i4 über DC-Ladepunkte Strom zurück ins Netz speisen können.
Die Lösung ist auf professionelle Anwendungen ausgelegt: Kunden sollen künftig über intelligente Energiemanagement-Systeme direkt am Strommarkt teilnehmen können.
Fokus:
BMW verbindet V2G mit datenbasierter Steuerung, um die Batteriebelastung zu minimieren und wirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen.
4. Volkswagen-Gruppe – Pilotprojekte mit Elli und Smart Home Integration
Die Volkswagen-Gruppe setzt beim bidirektionalen Laden auf eine Kombination aus Fahrzeug, Wallbox und Energiemanagement.
Über die Tochtermarke Elli testet VW aktuell bidirektionale DC-Wallboxen, die Strom zwischen Auto, Haus und Netz austauschen können.
Ziel ist die nahtlose Integration in das Smart Home – inklusive dynamischer Stromtarife und Solarstromnutzung.
Besonderheit:
VW plant, künftige Modelle der MEB-Plattform (z. B. ID.3, ID.4, ID.7) serienmäßig mit V2H- und V2G-Funktionen auszustatten.
5. Hyundai & Kia – bidirektionale Alltagstauglichkeit
Die koreanischen Hersteller Hyundai und Kia gehören zu den ersten, die V2L (Vehicle-to-Load) serienmäßig in nahezu allen E-GMP-Modellen integriert haben – darunter IONIQ 5, IONIQ 6, Kia EV6 und EV9.
Mit dieser Technik lassen sich Geräte, Haushaltsgeräte oder sogar andere Elektroautos direkt mit Strom versorgen.
Ausblick:
Zukünftig sollen auch Vehicle-to-Home und Vehicle-to-Grid folgen – die Hardware ist bereits vorbereitet, es fehlt nur die rechtliche Freigabe in Europa.
6. Nissan – Erfahrenster Anbieter im V2G-Bereich
Nissan war einer der Pioniere des bidirektionalen Ladens.
Der Nissan Leaf kann seit Jahren Strom ins Haus oder ins Netz zurückspeisen – vor allem über CHAdeMO-Stecker.
In Japan und Großbritannien läuft diese Technologie bereits im Alltag, wo Leaf-Fahrer aktiv an Energieprogrammen teilnehmen und Strom ins Netz verkaufen.
Vorteil:
Erprobte Technik mit stabiler Batteriesteuerung – ideal für Pilotprojekte und gewerbliche Anwendungen.
7. Weitere Hersteller in Vorbereitung
Auch andere Marken arbeiten bereits an der Integration von bidirektionalem Laden:
| Hersteller | Status | Besonderheit | 
|---|---|---|
| Tesla | In Vorbereitung | Plant laut Ankündigungen V2G-Funktion ab Mitte der 2020er-Jahre. | 
| Lucid Motors | Serienfähig (V2H) | Fahrzeuge wie der Air sind technisch bereits vorbereitet. | 
| Volvo | In Entwicklung | Nächste Generation soll mit V2G-Option ausgestattet werden. | 
| Ford | Bereits V2H-fähig | Modelle wie der F-150 Lightning können Häuser mit Strom versorgen. | 
Fazit
Bidirektionales Laden wird zum neuen Standard der Elektromobilität.
Von asiatischen Vorreitern wie BYD und Hyundai über europäische Innovatoren wie Renault und Volkswagen bis hin zu Premiumherstellern wie BMW – nahezu alle Marken entwickeln aktive Strategien für V2H, V2L und V2G.
Während heute vor allem Vehicle-to-Load weit verbreitet ist, steht die Netzeinspeisung (V2G) kurz vor der Marktreife.
In wenigen Jahren wird das Elektroauto nicht nur Verkehrsmittel, sondern auch ein zentraler Baustein der Energieversorgung sein.

 
    
